Geschichtsexkursion durch Verl auf den Spuren der jüdischen Familie Hope

Geschichtsexkursion durch Verl auf den Spuren der jüdischen Familie Hope

Jüdische Geschichte in Verl – ein Thema, mit dem wir uns ausführlicher beschäftigen wollten und deshalb an einem Projekt in Jahrgangsstufe 10 teilgenommen haben, das unter die Haut ging. Auch die ‚Zweitzeugen‘ (das sind speziell geschulte Schülerinnen und Schüler, die sich mit dem Schicksal der Juden während des Nationalsozialismus auseinandersetzen) nahmen am Projekt teil. Sie setzen sich bereits seit September letzten Jahres auch außerhalb des Unterrichts mit dem Thema Nationalsozialismus und Holocaust auseinander.

Herr Klotz, der ehemalige Schulleiter der Hauptschule Verl, befasst sich seit Jahrzehnten mit der Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Verl. Gemeinsam mit den beiden Geschichtslehrerinnen der Gesamtschule, Frau Steinkühler und Frau Stroop, organisierte Herr Klotz den Rundgang durch unsere Stadt, vorbei an Plätzen, die viele von uns jeden Tag passieren.

Die Geschichte der jüdischen Familie Hope, die in Verl beheimatet war, wurde in einem zweistündigen Rundgang aufgearbeitet. In einem vorherigen Treffen mit allen freiwilligen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Stufe 10 wurden bereits multiperspektivisch Quellen über die Familie Hope erarbeitet. 

Der Rundgang in Verl startete an einem zentralen Ort, dem Heimathaus. Über den ersten Stolperstein „stolpert“ man in der Sender Straße 1. Dort wohnte Richard Max Hope. Er wurde 1941 nach Minsk deportiert, allerdings weiß man bis heute nicht, was mit ihm geschah. Wo heute das Geschäft ‚Twistel‘ zu finden ist, befinden sich gleich vier weitere Stolpersteine: Laura Hope, Auguste Hope, Anna Wichelhausen (geborene Hope) und Fritz Hope wohnten dort.  In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 (Reichspogromnacht) war Fritz zufällig bei seiner Mutter und seinen Schwestern zu Besuch. In jener Nacht stürmten mindestens 10-20 Menschen in das Haus der Familie Hope. Sie haben alles zerstört, was kaputt zu kriegen war; so besagt es eine Quelle von Frau Dickhut. Fritz floh vor den Nazis im Pyjama in das Nachbarhaus der Familie Schmalenstroer. Er wurde dort von dem Familienvater Konrad Schmalenstroer im Kleiderschrank seiner 16-jährigen Tochter versteckt. Eine sehr mutige Tat – bedenkt man das „Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ (Blutschutzgesetz). 

Am Morgen des 10. November wurde Fritz Hope zusammen mit seinem Cousin Otto Hope verhaftet und am 11. November 1938 gegen fünf Uhr an einem Omnibus abgeliefert, der ihn zum Sammelpunkt, dem Turnsaal der Falkmittelschule in Bielefeld, brachte. Von dort kamen die beiden in das Konzentrationslager Buchenwald. Fritz Hope gelang 1940 die Aufnahme in Brasilien; er überlebte den Holocaust. Seiner Mutter, seinen Schwestern und seinem Cousin Otto, der nach Verl zurückgekehrt war, gelang die geplante Auswanderung aufgrund des Krieges nicht mehr. Auguste Hope, verheiratete Altmann, nahm sich 1942 in Berlin das Leben; Laura, Anna und Otto Hope wurden 1942 aus Verl deportiert und wurden in nationalsozialistischen Konzentrationslagern ermordet.

Wir Schüler waren sehr bedrückt, als uns das Schicksal der Verler Juden nahegebracht worden ist. Es war ein komisches Gefühl, da man ebenfalls am Ort des Geschehens war und man es sich gut vorstellen konnte, was sich abgespielt haben muss.

Charlott Niederschulte, Luna Schöppner und Aaron Yamac