Elternbrief vor den Osterferien

Elternbrief vor den Osterferien

Liebe Eltern und Erziehungsberechtigte, 

eigentlich war es unser Plan, Ihnen an dieser Stelle für den guten Start ins Jahr 2020 zu danken und Ihnen schöne Ferien und ein sonniges Osterfest zu wünschen.
Aufgrund der momentanen Situation sind das leider nicht unsere einzigen und vorrangigen Wünsche.
An erster Stelle wünschen wir uns, dass wir Sie und Ihre Kinder bald wieder in der Schule begrüßen dürfen und wir uns gesund und munter wiedersehen!
Damit verbunden der zweite Wunsch: Bitte bleiben Sie und Ihre Lieben gesund!

Im Moment ruht der Unterricht. Dies ist eine außergewöhnliche und auch für uns unbekannte Maßnahme. Dies ist eine Zeit, die für die gesamte Schulgemeinschaft von Verunsicherung geprägt ist. Das ist keine leichte Zeit!
Die getroffenen Maßnahmen dienen der Verlangsamung des Infektionsgeschehens und zum Schutz gefährdeter Gruppen. Es soll erreicht werden, dass sich die Ausbreitung von COVID-19 verlangsamt, um die Belastung des Gesundheitssystems so gering wie möglich zu halten und die Versorgung schwer kranker Patienten sicherzustellen. Damit diese Zielsetzung nicht konterkariert wird, bitten wir um besonnenes Verhalten auch im Privatbereich. Soziale Kontakte, und damit auch innerhalb der Schulgemeinschaft, sollten auf ein Minimum reduziert werden.
Diese Maßnahmen sind jedoch zwingend erforderlich, um die angespannte gesundheitliche Lage gemeinsam zu bestehen und zu überstehen. Nur wenn wir alle zusammen zu Hause bleiben und uns an die „neuen Regeln“ halten, kann sich die Lage hoffentlich entspannen und uns wird keine Situation widerfahren und Bilder erreichen, so wie wir sie zurzeit aus anderen europäischen Ländern zu Gesicht bekommen. Durch Anpassung des Verhaltens, möglichst viel zu Hause bleiben, Abstand halten und leider auch das Ruhen des Unterrichts, können alle Menschen und wir als Schulgemeinschaft der Gesamtschule Verl dazu beitragen, dass sich das Virus langsamer verbreitet. Damit leisten wir als Schulgemeinschaft der Gesamtschule Verl einen bedeutsamen Beitrag, um Menschenleben zu schützen.

Uns erreichen in diesen Tagen viele Anfragen zum Thema Lernen zu Hause. Über die Schulpflegschaftsvorsitzenden haben wir in der letzten Woche einen Elternbrief an Sie ausgegeben. Lernangebote für Schülerinnen und Schüler (siehe hierzu Regelungen des Schulministeriums) sollen es Kindern und Eltern ermöglichen, die schulfreie Zeit zu überbrücken. Wenn unsere Schülerinnen und Schüler nicht zur Schule kommen dürfen, ist dies nicht gleichzusetzen mit Ferien. Unseren Schülerinnen und Schülern fehlt gerade jetzt der soziale Kontakt zu Mitschülerinnen und Mitschülern und zu ihren Lehrerinnen und Lehrern. Es ist zurzeit in den Medien oft der Ruf nach „dem digitalen Lernen“, was auch immer dies im Einzelnen bedeuten mag, laut geworden. Natürlich unterstützt die Digitalisierung den Schulalltag und ermöglicht zunehmend andere Lernformen. Diese Lernformen müssen aber gemeinsam entwickelt werden und auf den Prüfstand gestellt werden: in Hinsicht auf rechtskonforme Nutzung, Datenschutz, IT-Sicherheit usw., vor allem aber auf die Wirksamkeit und das Voranbringen von Wissensständen und Lernen. Das, was im Moment passiert, ist häufig ein Schnellschuss ohne die Beteiligung von Schülern und Eltern. Es ist selbstverständlich auf den ersten Blick attraktiv, eine Art Unterricht online zu halten. Viele Aspekte sollten jedoch im Vorfeld überprüft und bedacht werden. Wie hilft uns das digitale Lernen wirklich weiter? Kann ich überhaupt einen Lernzuwachs erzielen, wenn ich  Materialien und Unterricht ins Netz verlagere? Was ist mit dem Thema „Personenbezogene Daten“ im Netz, also Datenschutz? Wie stellen wir uns insgesamt das Digitale Lernen an der Gesamtschule Verl vor? Ist es nicht gerade als Schulgemeinschaft einer Gesamtschule wichtig, diesen Prozess selbst zu steuern und soziale und Bildungsbenachteiligung auszuschließen, anstatt die Digitalisierung den wirtschaftlich agierenden Großkonzernen zu überlassen? Es wäre schön, wenn Lernen so „einfach“ funktionieren würde. Dann bräuchten wir uns nicht zum Lernen zu treffen und gemeinsam in Schule agieren. Leider ist die Realität anders. Lernen benötigt immer den sozialen Kontakt: mit jedem einzelnen Schüler, jeder einzelnen Schülerin und jedem Lehrer und jeder Lehrerin. Unsere Kolleginnen und Kollegen sind die Fachexperten vor Ort. Sie kümmern sich um jedes einzelne Kind. So kann für eine individuelle Betreuung und Beratung im Lernprozess gesorgt werden. So kann Lernen wirksam sein. So wird eine erfolgreiche Schullaufbahn an der Gesamtschule Verl ermöglicht. Lassen Sie uns unseren Weg der Digitalisierung weiter gehen und nicht voreilig zu Möglichkeiten greifen, die weder rechtskonform noch der IT-Sicherheit entsprechen und hinsichtlich ihrer Qualität und Relevanz für das Lernen evaluiert sind. 

Das bedeutet für uns an der Gesamtschule Verl:
Die Gesamtschule Verl ist bereits auf einem sehr guten Weg zur Erweiterung von digitalen Möglichkeiten innerhalb der Schule. Viele Dinge auf diesem Weg müssen jedoch sehr sorgfältig und mit Einbeziehung der Schülerinnen und Schüler, Eltern sowie den Kolleginnen und Kollegen berücksichtigt werden. Es wäre aus unserer Sicht fatal, an dieser Stelle überhastet vorzugehen und dabei auf Fragen des Datenschutzes und der IT-Sicherheit zu verzichten, so dass persönliche Daten von Ihren Kindern im Netz verfügbar sind. Es muss aus unserer Sicht auch beachtet werden, dass nicht in jedem Haushalt pro Kind ein Gerät vorhanden ist, so dass alle uneingeschränkt online lernen können. Bezüglich des Ausbaus der Digitalisierung an der Gesamtschule Verl sind wir in einer fortgeschrittenen Planungsphase und werden Sie in diesen Prozess weiterhin gerne miteinbeziehen.
Zur Ausrichtung und Zusammensetzung des Materials, was Ihren Kindern zur Verfügung gestellt wurde, haben wir einige Fragen in dem genannten Brief (hier einzusehen) beantwortet. 

Wir als Eltern sollten uns jedoch gegenseitig daran erinnern und vor Augen führen: Unsere Kinder haben genauso viel Angst wie wir jetzt. Unsere Kinder können nicht nur alles hören, was um sie herum vor sich geht, sondern sie spüren auch unsere ständige Anspannung, Furcht und Angst. Unsere Kinder haben so etwas noch nie erlebt. Nicht zur Schule zu gehen, erscheint erst großartig. Die Realität sieht jedoch anders aus. Realität heißt zu Hause gefangen zu sein und ihre Freunde nicht zu sehen. Vielleicht mit Geschwistern, vielleicht mit Garten oder Balkon oder einem Haustier. Vielleicht aber auch allein oder zusammen in einem Zimmer, vielleicht ohne Garten und Balkon und ohne Haustier. Dies ist keine leichte Zeit.
Vielleicht möchte und kann Ihr Kind in dieser Zeit zu Hause nicht lernen. Auch das ist in Ordnung. Machen Sie sich keine Sorgen, dass Ihr Kind in der Schule anschließend nicht mitkommt. Wir halten fest daran, alles wird gut. Wenn wir wieder im Unterricht sind, werden wir alle den Kurs korrigieren und uns dort treffen, wo wir sind. Lehrer sind Fachexperten! Schlussendlich ist die psychische Gesundheit unserer Kinder wichtiger als alles andere. Die Erinnerung an die Krise und das, was in den Wochen passiert ist, wird den Kindern länger im Gedächtnis bleiben als ein zu Hause bearbeitetes Lernangebot.
Gleichzeitig können wir Ihnen jedoch versichern, dass wir mit Augenmaß agieren und unsere Schülerinnen und Schüler stets im Blick haben.
Angesichts der unklaren Entwicklung der Corona-Krise können wir abschließend mit keinen konkreten Informationen aufwarten. Sobald vom Ministerium Informationen und Regelungen für unsere Schule eintreffen, werden wir Ihnen diese wie gewohnt an dieser Stelle zukommen lassen.

Abschließend können wir uns als Gesamtschule Verl nur noch einmal für die Zusammenarbeit bedanken und wünschen, dass wir gemeinsam die Krise gut überstehen. Wir wünschen Ihnen viel Ausdauer und Geduld. 

Bleiben Sie gesund!

Dr. Tanja Heinemann, Schulleiterin