„Studieren ab 15“ – ein Erfahrungsbericht

„Studieren ab 15“ – ein Erfahrungsbericht

Ich bin Schüler der Stufe 11 und nehme zur Zeit im Sommersemester 2022 im Rahmen der Begabungsförderung am Schüler:innen-Studium „Studieren ab 15“ im Fach Mathematik teil. In einer ersten Informationsveranstaltung, die online stattfand, stellte eine Zuständige der Jungen Uni Bielefeld und eine Studentin das Angebot vor. Nach der Informationsveranstaltung habe ich mich in Absprache mit der Schulleitung und mit der Ansprechpartnerin für Begabungsförderung, Frau Möhle, online beworben. Die Bewerbung bestand aus einem Motivationsschreiben, in dem die persönlichen Interessen formuliert werden sollten, dem aktuellen Zeugnis und der Zustimmungserklärung der Schule. Nach kurzer Zeit erhielt ich eine Zusage mit der Einladung zu einem digitalen Aufnahme- und Begrüßungstreffen sowie einigen Informationen zu Vorlesungsempfehlungen, Vorkursen und Prüfungen. Bei diesem Treffen konnten sich die Teilnehmer:innen kennenlernen und es konnten Fragen gestellt werden. Dabei war z. B. das Anrechnen von Leistungspunkten für ein späteres Studium ein gefragtes Thema.

Im Studienfach Mathematik wurden den Schülerstudierenden zwei Vorlesungen empfohlen. Ich habe mich für die Vorlesung Analysis I entscheiden, weil diese besser mit meinem Stundenplan zu vereinbaren war. Die Vorlesung findet an zwei Terminen mit jeweils 90 Minuten wöchentlich statt.

Eine Vorlesung findet in einem Seminarraum statt, die andere in einem Hörsaal. Die erste Vorlesung des Semesters war gut besucht. Ein Dozent klärte zuerst die organisatorischen Angelegenheiten. Dazu zählten die Zugänge zum eKVV (dem elektronischen Vorlesungsverzeichnis) und die Zuteilung in die Tutorien; das sind die einzelnen Gruppen, in denen die Übungsblätter besprochen werden. Im Vorlesungsverzeichnis können die Vorlesungen ausgewählt und dann in einem Kalender dargestellt werden.

Die erste Vorlesung begann der Professor mit Vorbetrachtungen und Wiederholung von Inhalten aus der Schule. Dazu zählten Potenz- und Monotoniegesetze, Logarithmen und Stellenwertsysteme wie das Binärsystem. In den folgenden Vorlesungen waren Mengenlehre und Aussagenlogik die häufigsten Themen.

Die Inhalte in den Vorlesungen unterscheiden sich stark von dem Mathematikunterricht aus der Schule. In der Schule wird viel gerechnet und anwendungsbezogen an Sachaufgaben gearbeitet. Die Vorlesungen in der Universität sind abstrakt und meist werden Sätze bewiesen. Die Kompetenz, mathematisch zu beweisen spielt in der Schule keine Rolle, daher war es für alle eine echte Herausforderung. Der am Anfang noch gut besuchte Hörsaal wurde mit der Zeit immer leerer.

In jeder Woche gibt es ein Übungsblatt, das jeweils zu zweit gelöst werden soll. Um zur Klausur am Ende des Semesters zugelassen zu werden, müssen die Studierenden mindestens die Hälfte der gesamten Punkte erreichen und mindestens zweimal in den Tutorien ihre Lösungen vorrechnen bzw. Beweise führen. Neben den Tutorien wird vom Professor auch noch eine Präsenzübung angeboten, in der Fragen zum aktuellen Stoff gestellt werden können.

Somit werden vier Veranstaltungen in der Woche angeboten; diese vier Veranstaltungen alle zu besuchen, um sich am Ende des Semesters für die Klausur einschreiben zu können, ist schlecht mit dem Stundenplan in der Schule zu vereinbaren. Auch nur mit den beiden Vorlesungen und den Fahrtzeiten entfallen bei mir einige Stunden in der Woche, die ich thematisch zuhause nacharbeite und für die ich Einzelabsprachen mit den betroffenen Lehrern getroffen habe.

Mir persönlich gefällt das Schüler:innen-Studium gut, da ich einen Eindruck bekommen habe, wie sich die Universität von der Schule unterscheidet und wie eine Vorlesung abläuft. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass es sinnvoller ist, eine Vorlesung zu wählen, die nur zu einem Termin in der Woche stattfindet, um an den Übungen teilnehmen zu können.

Das Schüler:innen-Studium ist eine tolle Erfahrung, die mich hinsichtlich meiner Vorstellung für die Zeit nach dem Abitur weitergebracht hat.

Benedikt F. (Q1)